Brahms in Wien

Johannes Brahms (*7.5.1833 Hamburg, †3.4.1897 Wien) kam 1862 erstmals nach Wien und trat am 16. November als Pianist mit dem Quartett Hellmesberger öffentlich auf. In weiteren Konzerten musizierte er mit prominenten Künstlerinnen und Künstlern der Wiener Szene und führte einige seiner Werke auf. 1863 bis 1864 fungierte er als Chormeister der Wiener Singakademie. Am 1. Dezember 1867 fand die Uraufführung von drei Sätzen seines Deutschen Requiems im Musikverein statt. Hier sollten in den kommenden Jahren viele seiner heute bekanntesten Werke uraufgeführt werden. Brahms-Werke erklangen aber auch an anderen Veranstaltungsorten, wie den Sälen Bösendorfer, Ehrbar, Streicher und des Musikvereins, im Volksgarten und in Vereinslokalitäten.

Seit 27. Dezember 1871 dauerhaft in der Karlsgasse 4 des 4. Wiener Gemeindebezirks ansässig, war Brahms von 1873 bis 1875 artistischer Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. 1876 zu deren Ehrenmitglied ernannt, folgte 1881 seine Wahl zum Direktionsmitglied. Zunehmend etablierte er sich als bedeutende Figur im Musikleben seiner Zeit; er war gefragtes Jurymitglied bei Wettbewerben, vertrat Österreich in Kommissionen und wurde in die Vorstände diverser Institutionen gewählt. Ein wesentlicher Faktor in der Brahms-Rezeption war letztlich auch seine Freundschaft zu zwei der einflussreichsten Musikkritikern seiner Zeit: Eduard Hanslick und Max Kalbeck.

Brahms’ Wohn- und Sterbehaus, Karlsgasse 4 (links von Karlsgasse 2), um 1904 © ÖNB / Stauda

Mit dem „Österreichischen Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft“, verliehen durch Kaiser Franz Joseph I., wurde ihm am 3. Mai 1896 eine besondere Ehrung als Künstler in der damaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie zuteil. Wie populär Brahms tatsächlich war, zeigte sich nach seinem Tod: Die Stadt Wien bewilligte ihm ein Ehrengrab am Zentralfriedhof, 1908 wurde ein von Rudolf Weyr gestaltetes Denkmal im Resselpark am Karlsplatz enthüllt. Wiener Bibliotheken und Archive verwahren weltweit den größten Teil von Brahms-relevanten Quellen, darunter das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien mit Brahms’ umfangreichem Nachlass.

Brahms-Denkmal am Karlsplatz© Bwag/CC-BY-SA-4.0